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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 22

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
_ 22 _ beraus glnzend waren die Vermhlungsfeierlichkeiten zu Witten-berg. An drei Tafeln faen die hohen Herren, unter denen die be-deuteudsteu Fürsten der damaligen Zeit vertreten waren; an ebeusovielen Tafeln wurden die geladenen Frstinnen von der erlauchten Gastgeberin bewirtet. So groß war die Zahl der Gste und so zahlreich ihr Gefolge, da allein 2200 fremde Pferde in Wittenberg und seinen Vorstdten untergebracht werden muten. In farbenprchtigen Turnieren zeigten die ritterlichen Herren ihre Kraft und ihre Gewandtheit in der Fhrung der Waffen, und auf die, Feste zu Wittenberg folgten ebenso glnzende zu Ansbach. 2. Ihre Persnlichkeit. Die uere Erscheinung der Kurfrstin wird von verschiedenen Schriftstellern als auerordentlich schn gerhmt. Durch ihre majesttische Gestalt und ihre frische Gesundheit unterschied sie sich vorteilhast von ihrer Umgebung; die reiche Flle ihres blonden Haares, wohlgeordnet von einem Perlennetze umschlossen, wute sie bald mit der markgrflichen Krone, bald mit einem von Kleinodien strahlenden Barett gar gefllig zu schmcken; als Freundin krperlicher Bewegungen liebte sie es, ihren Zelter leicht zu tummeln. Aus ihren Augen strahlte das Licht einer hochbegabten Seele, und mit Ernst und Scherz wrzte sie ihre geistreiche Unterhaltung. Viele Briese geben Zeugnis von der Geistes-frische, hohen Bildung und edlen Gesinnung der Kurfrstin Anna. 3. Die Hausfrau. Im eigenen Haushalte herrschte groe Ein-sachheit und eine vernnftige Sparsamkeit; auch von den Untertanen wurde ein Gleiches verlangt. Bei den glnzenden Festen aber, die mit der grten Pracht auf der Kadolzburg gefeiert wurden, so da der Hos des Kaisers nicht selten in Schatten gestellt wurde, kannte der kostspielige Auswand fast keine Grenzen. Geschmckt mit seidenen Gewndern, die mit kostbaren Perlen und Edelsteinen besetzt waren, suhr die Kurfrstin bei solchen Gelegenheiten auf einem vergoldeten Wagen. Selbst die Pagen trugen dann rotseidene Kleider, und der den Pserden lagen purpurrote Sammetdeckeu. 4. Die Gemahlin. Ihren: Gemahl war die Kurfrstin in inniger Liebe zugetan, und wie herzlich der Verkehr mit ihm gewesen ist, geht aus mehreren Briefen hervor, die sie an den Knrsrsten gerichtet hat. War er sern von ihr, dann betete sie innig fr sein Wohlergehen und lie manche heilige Messe fr ihn lesen, war er krank, dann pflegte sie ihn mit zrtlicher Sorgfalt, hatte er trbe Stunden, fo wute sie ihn durch ihren natrlichen Frohsinn zu erheitern. Den Kindern der ersten Gemahlin Albrechts wurde sie eine ebenso treue und liebende Mutter wie den eigenen, den Untertanen war sie eine sorgsame, kluge Frstin.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 75

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
75 stnde machte der König ein Ende, indem er erklrte: Ich will nicht, da meine Rte in den Provinzen mit den Pferden meiner Bauern spazieren fahren." Wer bei den Reisen einen Bauer zwang, in zwei Stunden mehr als anderthalb Meilen zu fahren, wurde bestraft. Lie sich ein Offizier eine folche Pflichtvergessenheit zu Schulden kommen, fo mute er fr jede halbe Stunde, die der Bauer zu stark ge-fahreu hatte, 30 Mark Strafe zahlen. Wie sehr die Bauersleute davon berzeugt waren, da ihr König das Beste aller seiner Untertanen wollte, dafr legt folgende Begebenheit einen treffenden Beweis ab: Auf einem Spazierritte berreichte einst ein Bauer dem Könige eine Bittschrift. Er ffnete das Schreiben sofort und sah, da das Papier seltsamer Weise der und der mit Tintenklecksen und Striche bedeckt war. Verwundert fragte der König, was das zu bedeuten habe, worauf der Bauer erklrte: Die Striche stellen meine Nbenselder dar, die Kleckse aber sind des Amtmanns') Schweine, die sie verwsten." Der König freute sich der das Vertrauen des schlichten Landmannes zu seinem Herrscher und der-fgte sofort, da der Amtmann den Bauer vollstndig entschdige. Auch befahl er den Forstbeamten, die Wildschweine in den Wldern abzuschieen, damit sie auf deu anliegenden Feldern keinen Schaden anrichten knnten. 2. Sorge fr eine einheitliche Rechtspflege und eine einlieit-liche Verwaltung. In seinem strengen Gerechtigkeitssinne suchte der König mit Untersttzung des Juristen Samuel Coeceji auch das Rechts-wesen zu verbessern. Er forderte gleiches Recht fr alle und schnelle Erledigung aller Streitsachen. Die schlimme Rechts-pflege," schrieb er bei Beginn seiner Regierung, schreit zum Himmel, und wenn ich sie nicht verbessere, so lade ich die Verantwortung ans mich." Raub. Betrug, Diebstahl und unsittliches Treiben lie er strenge bestrafen, Miggnger ins Zuchthaus bringen. Die Vorrechte des Adels anf dem Lande und der Patrizier in den Stdten wurden im Interesse der Gesamtbevlkerung beschrnkt. Der König schaffte ferner die Hexenprozesse ab, indem er verbot, gegen vermeintliche Zauberer und Hexen das gerichtliche Verfahren einzuleiten. Er hielt sich auch fr berechtigt, richterliche Urteile zu ndern, sei es, sie zu mildern, sei es, sie zu ver-schrfen. ^Friedrich Wilhelm I. ist auch der Schpfer der preuischen Verwaltung. Als oberste Staats-(Zentral-)behrde setzte er das General- Direktorin m ein, dessen einzelnen Abteilungen fr Kriegs-, Finanz- nud Domnenwesen Minister vorstanden; die Oberleitung lag in den Hnden des Knigs. Unsern heutigen Regierungen ') Den Titel Amtmann fhrten die Pchter der kniglichen Gter (Domnen).

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 191

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
191 her wollte auf andere Weise helfen. Die Reichen gaben ihr Silberge-schirr her, die Beamten verzichteten auf einen Teil ihres Gehaltes. Haus-frauen brachten ihr wertvolles Hausgert, Kinder ihre Sparpfennige und Dienstboten ihren Lohn. Goldene Trauringe, mehr als 100 000 Stck, wurden gegeu eiferne umgetauscht mit der. Inschrift: Gold gab ich fr Eisen 1813". Unter dem Schutze und der Leitung kniglicher Priu-zessinneu. besonders der Priuzesfiu Marianne, bildeten sich Frauen-vereine, nm die Krieger durch Liebesgaben zu untersttzen und die Verwundeten zu pflegen. Einefchlesische Jungfrau. Ferd inande (Nanny) vou Schmettan, lie ihr volles Haar abschneiden und verlaufte es zum Besten des Vaterlandes. Ferdinande von Schmettau kam mit drei Edelfrauen nach Berlin. In dem Gasthause, wo sie abgestiegen waren, fanden sie eine gedruckte Bitte um Beitrge fr die Verteidigung des Vaterlandes. Die drei adligen Freuu-binnen legten Geld, Ringe und Ohrgehnge bereitwillig nieder. Auch Fer-dinaude, die Tochter eines ehemaligen Obersten, htte ebenfalls gern etwas geopfert, aber sie hatte weder Geld noch Ringe. Noch nie," sagte sie bitter, Hat mich meine Armut so gedrckt als jetzt." Ich habe doch uoch etwas/ sagte sie dann mit freudestrahlendem Gesichte. Schnell schickte sie zu einem Perckeumacher, lie ihr schnes blondes Haar abschneiden und verkaufte es fr 6 Mark; mit stiller Seeleufreude legte sie deu Erls auf den Teller. Ein Beamter kaufte dem Perckenmacher die Haare wieder ab, lies; sie in Ringe fassen und verkruste sie fr 3600 Mark, die er dem Vatertande schenkte. Ein Bauer saudte sein letztes Pferd mit den Worten: Fnf haben die Franzosen mir gestohlen, das sechste will ich ihnen nachschicken." Drei Dienstmdchen bersandten einen silbernen Becher, eine silberne Nadelbchse, sieben Medaillen und 75 Mark. Eine alte Soldatenwitwe schickte zwei Paar wollene Socken, eine andere itwe 81 Tornister. Ein Westfale schenkte 50 Sbelklingen mit den Worten: Lat euch mit ihnen freie Bahn nach dem Rhein machen." Preußen schlo mit Rnland unter Steins Vermittlung am 27. Februar 1813 den Vertrag zu K a lisch und versprach, 80000 Mann zu stellen, Rußland wollte 100000 Mann senden, und nicht eher sollten die Waffen niedergelegt werden, bis Preußen wieder zu seiner frheren Gre (vom Jahre 1805) gebracht worden wre. Am 10. Mrz, dem Geburtstage der inzwischen verstorbenen Knigin Luise, stiftete der König den Orden des Eisernen Kreuzes,') und nachdem der Kaiser von Rußland uach Breslau gekommen war, wurde am 16. Mrz der Krieg an Frankreich erklrt. Am 17. Mrz erlie der König den denkwrdigen Ausrus: An mein Volk," dem der Ausrus Art mein Kriegs- ]) Vergleiche! Das Eiserne Kreuz" von M. von Schenkendorf.

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 109

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
109 . Von morgens frh bis abends spt war er unermdlich ttig. Schon um vier Uhr sa er an seinem Arbeitstische. Das Lesen der wichtigsten Schreiben, die Behrden oder Privatleute eingereicht hatten, war seine erste Beschftigung. Seine eigenhndig hingeschriebenen Rand-bemerkungen sind oft voll Witz oder beiendem Spott. Um neun Uhr besprach er mit hohen Offizieren wichtige Angelegenheiten des Heeres und hrte den Vortrag seiner Rte. Dann begannen die Audienzen; jeder hatte in wichtigen Angelegenheiten ungehindert Zutritt zum Könige. Die armen Leute," sagte er, wissen, da ich Landesvater bin, und oft haben sie gewi Grund genug, sich zu beschweren." Um zwlf Uhr wurde zu Mittag gespeist. Am Nachmittage unterhielt sich Friedrich mit Knstlern und Ge-lehrten, las wissenschaftliche Werke oder machte einen Spaziergang durch die Gartenanlagen. Abends erfreute er sich gern an einer musikalischen, Unterhaltung; denn leidenschaftlich liebte der König die. Musik, und stundenlang konnte er sich am eigenen Fltenspiel ergtzen. Dabei blieb aber dem geistvollen Fürsten noch Zeit zur Schriftstellern *) und Dichtkunst. Die hervorragendsten unter seinen Werken sind die Ge-schichte meiner Zeit" und die Geschichte des Siebenjhrigen Krieges". In jedem Frhjahre und Sommer bereiste Friedrich seine Provinzen, musterte die Truppen und sah nach, ob das Land gut ver-waltet wrde.2), 3. Sein Tod. Die Mhseligkeiten des Krieges und die stete Arbeit schwchten allmhlich die kernige Gesundheit des groen Knigs. Er war in spteren Jahren oft leidend, dazu stellte sich eine schmerz-hafte Krankheit, die Waffersucht, ein. Im Bette konnte er nicht liegen, und Tag und Nacht sa er in einem Sessel; nie aber gab der hohe Kranke ein Zeichen des Schmerzes von sich. Im Jahre 1786 schlo der groe König und Kriegsheld sein tatenreiches Leben im Alter von 74 Jahren, im 47. Jahre seiner Regierung. Die Nachricht von seinem Tode versetzte seine Untertanen in die tiesste Trauer, erregte aber auch in weiteren Kreisen die grte Teilnahme. Ein sterreichischer Minister brach bei der Todesnachricht in die Worte aus: Wann wird einen solchen König wieder das Diadem zieren?" Seine irdische Hlle fand in der Garnifonkirche zu Potsdam ihre letzte Ruhesttte; aus dem Sarge des Fürsten stehen die einfachen Worte: x) Seine in franzsischer Sprache geschriebenen Werke umfassen 31 Bnde. 2) Erg. Nr. 13. Vergl. Geibels Gedicht: Sanssouci"; Wacker, Lesebuch Iii, Nr. 157.

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 322

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
322 schmuck in den Schulen, neuerdings eine vernnftige Belehrung der Schler der Kunst, desgleichen der Zeichenunterricht, der Handfertigkeitsunterricht bei den Knaben und der Handar-beitsuuterricht beiden Mdchen, besonders in den hheren Schulen.') Hingewiesen sei auch auf die Worpsweder", die in Worpswede (nrdlich von Bremen) ihr Atelier aufgeschlagen haben und durch ihre Schpfungen zeigen, welche reichen Schtze in dem scheinbar so den Lande des Teufelsmoors fr die Maler zu finden sind. Zu dm bekannteren Worpswedern gehren O. Modersohn (Feierabend, Abend int Moor, Moorbrcke), F. Mackensen (Smann, Fischer), Frulein E. Meyer. Dcfreggcrs Tischgebet. d) Die vervielfltigenden Knste. In nicht geringem Mae haben zur Erreichung des genannten Zweckes Verstndnis fr die Kunst und Freude an ihren herrlichen Sd)pfungeu and) in breiteren Schichten des Volkes zu wecken die vervielfltigenden Knste beigetragen. . Zu dem Holzschnitt und Kupferstich gesellten sich zu Anfang des vorigen Jahrhunderts der Stahlstich und der Steindruck oder die Lithographie; wird bei letzterer die Farbe angewandt, so spricht mann von lfarbendruck oder Chromolithographie. Durch die Photographie, die in den letzten Jahren ganz erhebliche *) Wacker Lesebuch Iii, Nr. 175: Bildhauerei und Malerei".

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 121

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
121 Auf den Straen, die man erst allmhlich zu pflastern begann, war die Unreinlichkeit und der Schmutz noch immer groß. Dngerhaufen vor und neben den Husern wurden in den greren Stdten nicht mehr geduldet, @;infe, Schweine und anderes Vieh durfte sich aus deu Straen ud ffentlichen Pltzen nicht mehr aufhalten. Die Stadttore wurden nachts geschloffen, tags der fcharf bewacht, denn von den eingefhrten Lebensmitteln wurde vor dem Verkaufe eine Steuer (Schlacht- und Mahlsteuer) erhoben. Wchter mit Hellebarden und groen Hrnern hielten Nachtwache, forgten fr Ruhe und Ordnung und kndigten durch lang-gezogene Tne ihres Hornes oder durch Singen die einzelnen Stunden an. Zu dem ueren der Huser pate.auch die innere Einrichtung. Gegenber der berladenen Reichhaltigkeit frherer Zeit liebte man jetzt eine einfache, aber gute und geschmackvolle Ausstattung; Reichtum und Wohlhabenheit herrschte nur in wenigen Husern. Der Fuboden wurde mit Brettern belegt, hin und wieder fand man schon Leder- und Papier-tapeten, meistens waren die Wnde getncht. Als neues Mbel kam neben Schrank und Truhe die Kommode auf, die mit feiner Leibwsche und feinen musterreichen Damasten, die bei festlichen Gelegenheiten die Tafel schmckten, gefllt waren. Durch Aufstellung von schsischem Porzellan und durch blank geputzte zinnerne und kupferne Hausgerte empfingen Zimmer und Kchen eine gefllige Ausschmckung. In den Wohnungen der Reichen fand man Stuckdecken und Gobelins, Hracht aus der Zeit Ludwigs Xiv.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 122

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
b) Bekstigung und Bekleidung. Die Bekstigung war schlicht, aber krftig und gesundj jedoch bei frhlichen oder ernsten Familienfesten wurden groe Essen gegeben und die Gste reichlich und vortrefflich bewirtet. Die Kartoffel, die anfangs nur als feines Gemse" bei besonderer Gelegenheit auf dem Tische erschien, fand immer weitere Verbreitung. Der Kaffee war bei seinem hohen Preise noch nicht zu einem Volksgetrnke geworden; er wurde nur irrt Kreise der Freundinnen und in Kaffee- und Kucheuhusern getrunken. Zucker, Tee und Tabak wurden immer beliebter. Statt des Weines, der auer bei festlichen Gelegenheiten nur iu Gegenden mit Weinbau geuommen wurde, liebte man einfache, aber nahrhafte Biere. Frachten aus der Zeit Ariedrichs des Groen. In der Kleidung war fr Männer und Frauen die Pariser Mode bestimmend. Die Männer liebten lange, bunte Westen, den Jabot", ein Hemd mit Spitzen an Hals und Brust, Rcke aus buntem Sammet und Seide mit groen Metallknpfen und breiten Aufschlgen; um die Schultern wurde ein breiter Spitzenkragen gelegt. Man trug Kniehosen, lange seidene Strmpfe und Schnallenschuhe. Das natrliche Haar bedeckte mau mit mchtigen Percken (Allougeperckeu), deren lange und gekruselte Haare der beide Seiten der Brust und den Rckeu himmterwallten. Ein zierlicher Stodegen (Kavalier) und ein Hut mit breiter Krempe und Walleuder Feder, spter ein dreieckiger Hut vervoll-studigten diese unnatrliche und lstige Kleidung.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 124

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
124 c) Das husliche Leben. Wenn auch das franzsische Wesen, das an den Hfen der Fürsten und auf den Schlssern und Landsitzen des Adels Eingang gefunden hatte, in einzelne wohlhabende Familien eingedrungen war, so flo doch das Leben im Hause des Brgers einfach und natrlich dahin. An dem Alten und Hergebrachten hielt man mit einer gewissen Ehrfurcht und Zhigkeit fest. Von morgens frh bis abends fpt wurde fleiig gearbeitet, jeder tat gern und freudig seine Pflicht, infolgedeffen stieg der Wohlstand und das husliche Leben ge-wann an Behaglichkeit. Im Hause und im Verkehr herrschte ehrbare Zucht und aufrichtige Redlichkeit; ein Wort galt mehr, als anderswo ein gerichtlich ausgestelltes Schriftstck. Die Erziehuug der Kinder war zu Hause strenge; man rsoniere nicht!" war sr sie eine der ersten Vorschriften. Wohl-habende Eltern hielten einen Hofmeister, andere schickten ihre Kinder in ffentliche Schulen, die gegen Ende des Jahrhunderts eine bedeutende nderung und Verbesserung erhielten. Fr die Mdchen waren die ffentlichen Schulen selten; sie lernten zu Hause lesen, schreiben und rechnen, wozu spter noch das Franzsische kam, da anch in besseren brgerlichen Familien die Sitte herrschte, sich des Franzsischen als Umgangs- und Unterhaltungssprache zu bedienen. Zn der weiteren Aus-bildung der Mdchen gehrte Zeichnen. Malen, Gesang und Klavierspielen, das zu einer Modesache wurde. Als ntzliche Beschftigung wurde das Damen mit Aontange,

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 126

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
126 Vo. Sie war eine liebende Gattin, in schwerer Zeit eine treue, hingebende Gefhrtin ihres Mannes und ihren Kindern eine frsorgliche, zrtliche Mutter; auch sie hat durch ihre edlen weiblichen Vorzge stets anregend auf das dichterische Schassen ihres Gemahls eingewirkt. Was Goethe seiner Mutter verdankt, das spricht er selber in den Worten aus: Vom Mtterchen die Frohnatur Und Lust zum Fabulieren!" und wie hoch der groe Dichter sie schtzte, hat er dadurch bewiesen, da er ihr in der Elisabeth" im Gtz von Berlichingen" und in der Mutter" in ..Hermann und Dorothea" ein Ehrendenkmal gesetzt hat. Der Dichter Wieland bezeichnet sie als die Knigin aller Weiber und die Krone ihres Geschlechts", Kniginnen und Frstinnen schtzten und liebten sie und nannten sie ihre Freundin. In hnlicher Weise hat auch Schillers Mutter durch ihr einfaches, frommes Wesen und durch ihr weiches und tiefes Gemt auf die geistige Entwicklung und das Geistesleben ihres Sohnes mchtig eingewirkt.') d) Das gesellschaftliche Leben. Im gesellschaftlichen Leben herrschte Zwang und Steifheit und geziertes Wesen; die Nachahmung der franzsischen Umgangsformen verleugnete die Natrlichkeit im Verkehr und Benehmen. Die Kreise der hheren und niederen Brgerschaft schieden sich strenge, und peinlich wurde daraus geachtet, da uach Raug und Stand jedem seine Ehre werde". Besonders den Honoratioren", den Beamten, studierten Leuten und greren Kaufherren, gegenber erging man sich in gezierten Anstandssormen, die ost in Kriecherei und in inhaltslose Ergebenheitsbezeuguugeu ausarteten. Beim Sitzen und Stehen, beim Tanzen und Gehen und selbst beim Kaffeetrinken und Rauchen wurde eiu steifes Zeremoniell beobachtet. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts sagte man sich immer mehr und allgemeiner von diesem trichten Formeukram los. Man besuchte- fleiig bekannte oder verwandte Familien, hielt Kaffee- und Teevisiten, traf sich in Kucheu- und Kaffeehusern und ffentlichen Grten oder in der Komdie" oder ging zur Apotheke und besprach hier bei einem Glschen Aquavit, einem feinen Branntwein, die Neuigkeiten in Stadt und Staat, die jngsten Erzeugnisse der Literatur oder wartete auf die Ankunft oder Abfahrt des Postwagens. e) Das wirtschaftliche Lebeu. Das Handwerk konnte sich nur langsam von dem heftigen Schlage erholen, den es durch den Dreiigjhrigen Krieg erhalten hatte, und durch das allzustrenge Jnne-halten der alten Bruche und Znnftrechte wurde es in feiner Entfaltung gehemmt. Allmhlich begannen sich die Schranken des Zunftzwanges immer weiter zu ffne, infotgebeffen die gewerbliche Unfreiheit nach und nach verschwand. Der Mittel- und Kleinbetrieb, der bisher das gewerbliche Leben beeinflute, wurde um fo mehr von dem Grobetriebe verdrngt, ') Wacker, Lesebuch Iii Nr. 170: Schillers Gattin".

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 128

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
128 Der Auenhandel lag nach wie vor in den Hnden des Aus-landes, besonders Hollands und Englands. berseeischen deutschen Handel, der sich durch den Nordamerikanischen Freiheitskrieg auch fr die deutschen Kaufleute hob, betrieb in grerem Mae Hamburg. Im Binnenhandel waren die Leipziger und Frankfurter Messen von hoher Bedeutung. Letzterer wurde durch die Anlage von Kanlen und gegen Eude des Jahrhunderts durch gute Straen gehoben, doch bildeten die vielsach recht schlechten Wege, die vielen verschiedenen Mae, Mnzen und Gewichte und die hufigen Zollgrenzen erhebliche Hindernisse fr den Verkehr. Als Verkehrsmittel dienten schwere Lastwagen ans den Straen und plumpe Holzkhne aus den Flssen. Das Fahren in den unbehilflichen Postwagen war beschwerlich und langweilig und bei schlechtem Wetter gefhrlich. Fnreisen machten nur kleine Leute und Handwerksburschen, denn die Wege waren unsicher und schlecht; reisende Kanslente suchten bei Bekannten ein Unterkommen zu finden. Boten und Botenfrauen trugen Briefe und kleine Pakete von einem Orte zum andern hin und znxck und besorgten Bestellungen ver-schiedener Art. In den Stdten lieen sich reiche Leute in Tragsthleu (Portechcttsen) zu Bllen, Gesellschaften und ins Theater tragen. 4. Die Bauern. Die Lage der Bauern war nach wie vor immer noch eine recht traurige, da sie in vlliger Leibeigenschaft lebten und wegen der vielen Abgaben und hufigen Frondienste fr das eigene Fortkommen zu wenig aufwenden konnten; wegen der hoffnungslosen Aussicht auf Besserung ihrer Lage versanken sie in Erschlaffung und Trgheit, so da nicht die Hlfte ihrer Arbeitskraft zur Entfaltung kam. Wie frher muten sie ihre Kinder zum Gesindedienst auf den Gutshof schicken und sich Mihandlungen und die Verwstung ihrer Felder durch Wild und Jagd gefallen lassen. Die Steuern hatten die Herren" auf die Bauern abgewlzt, und ihre Frsorge fr sie ging durchweg nicht weiter, als sie ein Interesse an der Erhaltung dieser billigen Arbeits-krste hatten. Armselig war die Schulbildung auf dem Lande; doch wie edle Menschenfreunde auch hier die Menschenrechte" zur Geltung zu bringen suchten, so waren manche Fürsten bemht, die Leibeigenschast zu mildern oder aufzuheben. Wenn sie nicht sofort in dieser Hinsicht ihr Ziel erreicht haben, so lag das an dem Widerstande, den die Gutsherren diesen edlen Bemhungen entgegenstellten. Die Fürsten sorgten ferner dafr, da Smpfe und Moore trocken gelegt, dlndereien in ertragfhige Lnder umgeschaffen wurden, da durch den besseren Anbau und
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